Der Unterschied zwischen Mineralöl und Synthetiköl

Übersicht: Synthetiköl vs. Mineralöl

Die wichtigsten Unterschiede zwischen Mineralöl und Synthetiköl für Motorölkäufer einfach erklärt.

Unterschiede in der Herstellung

  • Mineralöl wird aus einem mehr oder weniger verunreinigten Ausgangsprodukt (Rohöl) durch Raffinierung gewonnen. Im Idealfall schafft es der Hersteller, die „schlechten“ Bestandteile des Öls auszusortieren und möglichst nur gleichartige Moleküle übrigzulassen.
  • Synthetiköl ist ein designtes bzw. synthetisiertes Produkt: Die Ölhersteller „bauen“ Molekülketten zusammen, die die gewünschten Eigenschaften besitzen.Am besten stellt man sich das vor, wie das Bauen mit Legosteinen®: Beim Synthetiköl darf der Ingenieur aus den verschiedensten kleinen Steinen die ideale Form zusammenbauen.

    Beim Mineralöl hat schon jemand vor ihm irgendwelche Steine zusammengefügt und er muss sich damit begnügen, aus diesen Klumpen die herauszusuchen, die am besten für ihn passen. Er kann sie zwar noch weiter zerlegen, aber er hat eben nicht die volle Auswahl.

Synthetiköl Mineralöl Strukturunterschiede
Ein Synthetiköl wird aus exakt passenden „Bausteinen“ gebaut (links). Beim Mineralöl muss der Hersteller mit dem vorhandenen Material arbeiten (rechts).

 

Unterschiedliche Eigenschaften:

  • Mineralöl ist deutlich billiger in der Herstellung als Synthetiköl, und das macht sich eben im Preis bemerkbar.
  • Echtes Synthetiköl hat auch bei niedrigen Temperaturen im Winter ein besseres Fließverhalten, sodass beim Kaltstart der Motor schneller und besser mit Motoröl versorgt ist und so weniger belastet wird. Diese Eigenschaften nutzt man z.B. für Leichtlauföle.
  • Echtes Synthetiköl ist temperaturstabiler. Das bedeutet, dass der für die Schmierung wichtige Ölfilm auch bei hohen Temperaturen (hoher Drehzahlbereich, Volllast) nicht zu „dünnflüssig“ wird oder gar reißen kann.
  • Die Vorteile beim Fließverhalten und der Temperaturstabilität, die Synthetiköle ohnehin haben, müssen beim Mineralöl durch das Hinzufügen von Additiven erreicht werden, deren Wirkung sich im Lauf der (Betriebs-)Zeit verschlechtern kann.

Vollsynthetisches & teilsynthetisches Motoröl

Die Motorölhersteller haben natürlich begriffen, dass viele Käufer den Begriff „Synthetik“ mit höherer Qualität und Zahlungsbereitschaft verbinden und machen sich das in der Werbung zunutze.

Für den Käufer existiert inzwischen ein schier undurchschaubares Wirrwarr an Begriffen auf den Ölverpackungen: „HC-Synthese“, „Synt“, „SHC-Synthese“, „Synthese-Technologie“, usw.

Synthetiköl
Synthetiköle sind leistungsfähiger aber auch teurer als normale Mineralöle.

Das Problem dabei: Der Begriff „Synthese“ oder „Synthetik“ ist nicht geschützt. Die Ölhersteller Mobil (inzwischen ExxonMobil) und Castrol haben sich in den USA sogar schon darüber gestritten.

Mobil war der Meinung, Castrol dürfe seine Marke Syntec nicht als Synthetiköl bezeichnen, da es zwar ein stark raffiniert und chemisch verändertes, aber immer noch ein Mineralöl und kein echtes Synthetiköl sei. Am Ende durfte es Castrol doch synthetisch nennen und seitdem wird der Begriff bei vielen Herstellern sehr „kreativ“ verwendet.

Viele Motoröle, die überwiegend aus Gruppe III-Basisölen (meist durch Hydrocracking raffiniertes Mineralöl) bestehen, werden also als synthetisch oder teilsynthetisch bezeichnet.

Sie sind entweder sehr stark raffiniert und/oder enthalten einen Anteil vollsynthetisches Öl der Gruppe IV (PAO).

Lesen Sie hier, was Basis- bzw. Grundöle eigentlich sind und warum Sie für die Qualität des Motoröls eine große Rolle spielen.

Zumindest der Begriff „vollsynthetisch“ bietet also noch eine Chance der Orientierung. Vollsynthetische Motoröle sollten aus mindestens 80% Gruppe IV-Grundölen (PAO) bestehen. Typische Viskositäten bei den vollsynthetischen Motorölen sind SAE 0W-30 und 5W-40.

Eine kritische Bemerkung zum Schluss:
Als Beobachter des Motorölmarktes für Endkunden kann man leicht den Eindruck gewinnen, dass manche Motorölhersteller – obwohl sie sowohl vollsynthetische wie teilsynthetische oder HC-Motoröle im Programm haben, dem Kunden gar nicht explizit sagen möchten, ob es sich um Voll- oder Teilsynthese handelt.

Auf den Verpackungen findet sich lediglich der Hinweis auf „Synthese“. Ob man sich dadurch erhofft, dass der gute Ruf der Vollsynthetik-Öle des Herstellers auch auf die anderen Produkte (die ja nicht schlecht sein müssen) abstrahlt?

Zudem werden manche Produkte oder Produktlinien, die bislang auf vollsynthetischen Grundölen basierten ohne großen Wirbel auf Gruppe III-Öle umgestellt – unter Beibehaltung des Markennamens.Für den Verbraucher ist das alles oft nicht mehr zu durchschauen. Und es wirkt, als ob Marketing und Transparenz im Bereich Motoröl keine so guten Freunde sind. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

 

 

7 Gedanken zu „Der Unterschied zwischen Mineralöl und Synthetiköl“

  1. sollte für einen BMW M-Motor 3,2l, 321 PS der bereits 210.000km gelaufen ist mineralisches oder halb-oder vollsynthetisches Öl verwendet werden . Welche Viskositäten sind von BMW vorgeschrieben .10W60?
    Vielen Dank für ihre Antwort.
    MfG

  2. Hallo
    Ich fahre einen Donkervoort S8AT mit Garrett-Turbolader, Jahrgang 1989. Leider bekomme ich immer wieder unterschiedliche Angaben betreffend des Motorenöls. Was würden Sie mir empfehlen. Vielen Dank für Ihren Ratschlag.
    Freundlicher Gruss
    Jabe

  3. Guten Tag Herr Müller,

    mischen können Sie das Öl grundsätzlich. Es sollten im Idealfall beide Motoröle für Ihr Fahrzeug freigegeben sein.
    Beste Grüße
    AMO

  4. habe in meinem Auto das Castrol EDGE Titanium FST 0W-40 Vollsynthese Öl.
    Kann ich es mit dem Castrol EDGE Titanium FST 0W-40 HC- Synthese Öl nachfüllen und mischen

  5. Guten Tag Herr Hoffmann,
    die Grenzwerte legt einzig und allein der Autohersteller fest.
    Im Normalfall wird eine Kombination aus Nutzungsdauer/KM-Leistung definiert (z.B. 2 Jahre / 30.000km) und je nachdem welcher Wert zuerst erreicht wird, ist ein Wechsel fällig. Die Werte sind von Hersteller zu Hersteller sehr unterschiedlich, insofern kann man keine pauschale Aussage treffen.
    Für manche Fahrzeuge ist ein Betriebsmodus (Longlife-Service) verfügbar, der die Fälligkeit des nächsten Ölwechsels anhand der tatsächlichen Nutzung des Fahrzeugs (Kurzstrecke, Kaltstarts, etc) errechnet.
    Beste Grüße,
    AMO

  6. Ich hätte gerne gewusst, wie lange synthetisches Öl im Motor eines Pkw verwendet werden darf, bevor es wieder durch neues ersetzt werden muss.
    Gibt es empfohlene Grenzwerte für km-Laufleistung und Nutzungsdauer in Monaten?

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