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Motoröl: Der Unterschied zwischen echter Hersteller-Freigabe, Empfehlungen und „entspricht den Spezifikationen“

  • Ein Motoröl kann die Spezifikation erfüllen oder vom Autohersteller (OEM) zugelassen sein, also eine Freigabe haben.
  • Die Erfüllung einer Spezifikation bedeutet, dass die richtige Kombination aus Grundölen und Additiven verwendet wird.
  • Ein Motorölhersteller kann dann sein Motoröl zur offiziellen Zulassung durch den OEM einreichen.
  • Die Freigabe ist ein „offizieller Nachweis” für die Qualität eines Motoröls.

Wenn Motorölhersteller ein neues Öl auf den Markt bringen, geben sie nicht nur die SAE-Klasse wie 5W-30 oder 0W-20 an, sondern schreiben auch auf die Packung, welche Öl-Spezifikationen es erfüllt bzw. welche Freigaben es hat. Beides klingt ähnlich, doch der Teufel steckt im Detail und diese Wortklauberei machen sich manche Ölhersteller zunutze – auch um Geld zu sparen. Wie Sie die Marketingtricks der Hersteller durchschauen und in Zukunft gleich zum passenden Öl greifen, erklären wir in diesem Artikel.

Wer definiert die Motoröl-Spezifikationen?

Die Öl-Spezifikationen werden einerseits von Organisationen wie dem ACEA (Verband der europäischen Autohersteller), dem API (American Petroleum Institute) oder dem ILSAC (International Lubricant Specification Advisory Committee) entwickelt – oder eben von den Autoherstellern wie VW, Mercedes oder BMW.

Die Organisationen wie API oder ACEA nehmen eine allgemeine Einteilung der Anforderungen an ein Motoröl vor. Sie klassifizieren die Öle nach ihrer Eignung für die Antriebsart (Benzin, Diesel), die Abgasnachbehandlung (DPF, OPF) sowie anhand ihrer Leistungsfähigkeit und ihres Potenzials Treibstoff zu sparen.

Diese Klassen heißen z.B. API SN oder ACEA A5/B5 und hier finden Sie die Übersicht der ACEA-Spezifikationen und ihrer Bedeutung. Die von der ACEA und anderen Organisationen entwickelten Klassen dienen den Autoherstellern als Basis für deren eigene Spezifikationen.

Wie komplex und teilweise widersprüchlich die Anforderungen an ein Motoröl sind, können Sie im Artikel zu den Motoröl-Spezifikationen nachlesen.

Deutsche Autofahrer setzen auf Hersteller-Spezifikationen

Die Autohersteller (OEM = Original Equipment Manufacturer) können daneben eigene Motoröl-Spezifikationen definieren. Das ist auch sinnvoll, denn sie kennen ihre Motoren schließlich am besten und können die Spezifikationen optimal anpassen.

Die Autofahrer hier in Deutschland orientieren sich beim Motorölkauf überwiegend an diesen Spezifikationen der Autohersteller, also beispielsweise BMW Longlife-04 oder VW 50400. Das liegt vor allem daran, dass diese Angaben in den Bordhandbüchern zuerst genannt werden. Die Spezifikationen des ACEA oder API werden meist nur als Alternative aufgeführt.

Hier der Auszug aus dem Bordhandbuch eines BMW X2. An erster Stelle werden die von BMW empfohlenen Motoröle genannt. Sind die nicht erhältlich, soll man alternativ auf ein Öl zurückgreifen, das eine der ACEA-Spezifikationen erfüllt. (Quelle: BMW)

Die Zweiklassengesellschaft des Motoröls

Wenn es um die Herstellerfreigaben geht, lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen des Motoröl-Business. Am Anfang steht der Autohersteller, der z.B. eine neue Motorgeneration entwickelt und aus technischen Gründen geänderte Anforderungen an das Motoröl hat. Beispielsweise sind für Motoren mit Abgasnachbehandlung mittels Partikelfilter Öle erforderlich, die im Betrieb einen geringeren Anteil an Sulfaftasche „erzeugen“, da diese die Leistung des Partikelfilters beeinträchtigen.

Dazu kommen externe Erfordernisse, wie die immer strengeren Umweltauflagen. Um den Kraftstoffverbrauch und damit den CO2-Austoß zu reduzieren, greift man auf Öle niedrigerer Viskosität zurück, also z.B. 0W-20 statt 5W-30. Gleichzeitig muss berücksichtigt werden, dass Kraftstoffe mit Bioethanol wie E5 oder E10 die chemischen Reaktionen des Öls verändert.

Um all diesen Aufgaben gerecht zu werden, definiert der Autohersteller zusammen mit Experten von Additiv-Lieferanten und Schmierstoffherstellern eine neue Motoröl-Spezifikation – und gibt ihr einen mehr oder weniger schicken Namen wie etwa BMW Longlife-19 FE. Die Spezifikation enthält nicht nur die Leistungswerte, die das Öl erreichen muss, sondern beschreibt auch, mit welchen Testverfahren diese Werte zu ermitteln sind.

Spezifikation oder echte Freigabe

Ist die Spezifikation veröffentlicht, kann jeder Ölhersteller die nötigen Additivpakete zukaufen, mit den richtigen Grundölen mischen und anschließend ein Motoröl auf den Markt bringen, das die Spezifikationen erfüllt. Mehr aber auch nicht.

Einige Hersteller gehen nämlich noch einen Schritt weiter – und der kostet richtig Geld. Dafür gibt es anschließend aber auch die Herstellerfreigabe. Dafür muss das neue Motoröl im ersten Schritt entweder vom Labor des Autoherstellers selbst oder einem externen, akkreditierten Testlabor geprüft werden und die geforderten Werte erfüllen.

Im zweiten Schritt erteilt der Autohersteller dem Motoröl die offizielle Freigabe. Diese ist zeitlich begrenzt und kostet im Normalfall eine Stange Geld. Dafür darf der Motorölhersteller anschließend auch mit ihr werben.

Übrigens: Sobald ein Ölhersteller etwas an der Formulierung (der Zusammensetzung von Grundölen und Additiven) ändert, verfällt die Freigabe und muss neu beantragt werden. Deswegen kann es sein, dass ein Öl trotz gleichem Produktnamens nicht mehr die gleichen Freigaben hat, die es vielleicht vor zwei oder drei Jahren hatte. Genau hinschauen lohnt sich also.

Marketingtricks durchschauen

Jetzt wo Sie wissen, wo der Unterschied zwischen „erfüllt die Spezifikation“ und Freigabe liegt, sollten Sie beim nächsten Ölkauf mal genauer aufs Etikett schauen: Welche Formulierungen stehen da? Denn nicht alle Ölhersteller gehen transparent mit den Angaben um. Gerne werden Aussagen wie „Empfohlen für xyz“ verwendet. Böse Zungen könnten sogar behaupten, die Verwirrung der Käufer ist beabsichtigt.

Im folgenden Bild sehen Sie ein Beispiel des Herstellers Wolf, der unserer Meinung nach ein Vorbild in Sachen Transparenz und Kommunikation ist.

Wolf unterscheidet deutlich, welche OEM-Spezifikationen erfüllt sind und welche Freigaben das Motoröl hat. Hier der Link zur Originalseite.

Zu jeder Freigabe bietet Wolf einen Link zum offiziellen Dokument des Herstellers.

Wofür die offizielle Freigabe gut ist

Für uns Autofahrer bietet die Verwendung von Motorölen mit offizieller Herstellerfreigabe ein Stück Sicherheit. Zum einen weil wir uns definitiv sicher sein können, dass das Öl für den Motor geeignet ist. Der andere – und wahrscheinlich wichtigere – Punkt ist, dass im Falle eines Motorschadens unschöne Diskussionen mit dem Fahrzeughersteller über die Verwendung eines möglicherweise ungeeigneten Öls vermieden werden können.

Auch wenn es darum geht, ob der Autohersteller nach Ablauf der Gewährleistungs- und Garantiezeiten einen Schaden am Motor auf Kulanz reparieren lässt, kann es hilfreich sein, wenn man zuvor nur offiziell freigegebene Motoröle verwendet hat.

KFZ-Werkstätten, bei denen man das Motoröl für den Ölwechsel beistellen darf, werden fast immer darauf bestehen, dass nur ein Öl mit passender Freigabe im ungeöffneten Originalbehälter mitgebracht wird. Die meisten Werkstätten sind allerdings keine Freunde dieser Praxis, da der Verkauf von (hochpreisigen) Betriebsflüssigkeiten Teil ihres Geschäftsmodells ist.

Bildquellen: BMW, Liqui Moly, Castrol, Mobil, Wolf, Mannol.

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